Tiruvannamalai und die Höhlen von Arunachala

Schon im ersten Morgengrauen machen wir uns auf den Weg und auch gleich einen Zwischenstopp bei einem kleinen Chai und Kaffeestand. Ohne Kaffee und Tee loszumarschieren geht ja gar nicht. Eine große Wasserflasche wird auch noch erstanden und in einem super entspannten Schneckentempo gehen wirs heute einmal an.



 
Der Tempel zeigt sich uns im morgendlichen Dämmerlicht und auf den ersten Stufen hinauf auf den Berg können wir schon einen Steinmetz bei seiner Arbeit beobachten. Er meisselt gerade einen kleinen Ganesha aus einem Stein. Das können wir uns nicht entgehen lassen und machen dann auch gleich noch Fotos mit ihm und Familie. Es ist immer wieder spannend, wie gerne sich die Menschen hier fotographieren lassen.


Ein paar Meter weiter treffen wir dann auf diese Frauen mit ihren Kindern. Zuerst fotographieren wir ja nur einen komplett zugemüllten ausgetrockneten Bach, dann ist das kleine Mädchen im Vordergrund gekommen und hat uns beobachtet und nachdem wir sie fotographierten, war auch gleich die ganze Familie angetreten. Die Frauen baten uns dann, ob wir ihnen die Fotos zuschicken können. Die Frage nach der Emailadresse löste dann aber große Ratlosigkeit aus und am Ende hat uns dann die links stehende Frau ihre Adresse in schönstem Tamil in mein Reisetagebuch geschrieben. Ich denkke der Übertrag wird schon ein Problem, aber was dann der Postler dazu sagen wird, möcht ich mir gar nicht vorstellen. Weinige Meter weiter kommen wir auch schon zur Ersten dieser berühmten Höhlen. Bekannt wurden die Höhlen vor allem durch den Guru Sri Ramana Maharshi, der Jahrelang in den Höhlen dieses Berges meditiert hat. Ihm zu Ehren wurde dann auch am Fuße des Berges ein Ashram gegründet, in welchem seine Lehren weitergegeben werden. Wir sind wirklich gespannt. 17 Jahre hat er in den Höhlen meditiert. Soweit ich es verstanden habe geht es bei den Lehren des Gurus in erster Linie um das Erkennen seiner selbst.
Etwas muss ich hier noch zum Thema Guru anbringen. Mein Vorurteil war ja, dass Gurus sowas wie Heilige sind, welche angebetet werden und dann ihre Heilsbotschaften verkünden. Das ist natürlich komplett Falsch. Ein Guru ist ein Lehrer, welcher seinen Schülern jene Erkenntnisse, welche er selbst von seinem Lehrer, durch Meditation oder wie auch immer erhalten hat, weitergibt. Natürlich werden diese Gurus von den Scchülern auch mit der notwendigen Ehrerbietung behandelt. Aber ich denke hier liegt der Knackpunkt wenn die Ehrerbietung zur Anbetung wird und die Person des Gurus wichtiger ist als die Lehre, dann läuft irgendwas falsch.
Mehr zur Lehre dieses bereits verstorbenen Gurus findet ihr hier: Wer bin ich?
Wir freuen uns schon auf eine tolle Wanderung durch die erste Höhle.
Mangotree Cave
Das Tor zur Mango Tree Cave ist zuerst verschlossen und begrüßt uns gleich einmal mit der österreichischen Flagge. Aber im Inneren sehen wir schon einen Wächter, der sofort aufmacht und uns in die Höhle einlädt. Sogar eine Taschenlampe bekommen wir in die Hand gedrückt. Durch einen Vorraum, in dem der Wächter offensichtlich lebt, gehts zum sehr niedrigen Höhleneingang. Ich krieche auf allen Vieren hinein.
Mit einer Höhlenwanderung, das erkennen wir gleich, wird das hier nichts. Das Foto, das hier oberhalb sichtbar ist, habe ich sitzend mit dem Rücken neben dem Höhleneingang lehnend aufgenommen und es zeigt auch schon die ganze Höhle. Nachdem wir die Höhle aber für uns alleine haben, nutzen wird die Gelegenheit um ein wenig zu meditieren. Die Energie in dieser Höhle ist wirklich eine besondere. Selbst ich, der ich ja nicht gerade der versierteste Meditierer bin und dem dabei hauptsächlich die verbogenen Knie in den Sinn kommen, konnte die besondere Stimmung und Energie dieses Raumes spüren. Beim Verlassen der Höhle bekamen wir dann noch einen Zettel mit der Geschichte der Höhle zu lesen und eine Hand voll groben Kristallzucker zur Stärkung. Wir konnten dann auch noch beobachten, wie die Höhle nach unserem Besuch wieder mit Räucherwerk gereinigt wurde und so dann auch bereit für die nächsten Besucher war.
Auf den Weiterweg machten wir uns dann erst, nachdem das Erlebte entsprechend nachwirken konnte. Es sollten ja noch weitere Höhlen besucht werden. Und in der Morgendlichen Ruhe hier auf der Bank vor der Höhle zu sitzen, alle Sinne aufzumachen und dieses unwahrscheinliche Land auf mich wirken zu lassen hat schon wirklich etwas besonderes. Nach einiger Zeit raffen wir uns dann aber wieder auf und stapfen die nächsten Stufen den Berg hinauf.
Schon an der nächsten Wegbiegung erwartete uns dann aber wieder etwas Neues. Hier steht ein kleiner Tempel (wirklich kleiner Tempel) der Parvati, der Frau Shivas geweiht ist.

Der Tempelhüter empfängt uns sofort und lädt uns ein, einzutreten. Drinnen wird dann ein Stück Trockenspiritus angezündet und wir erhalten mit der Kraft des Feuers, den Segen Parvatis. Hier Punkten wir auch das erste Mal für diesen Tag. Oder mit anderen Worten wir bekamen einen weißen staubigen Punkt auf die Stirn gemalt.
Die Tochter dieses Mannes begleitete uns dann bis zur nächsten, der Virupaksha Höhle.
Ich denke, das Bild sagt mehr als 1000 Worte. So kamen wir dann bei der nächsten Höhle wohlbehalten an. Obwohl verlaufen hätten wir uns mangels Abzweigungen auch nicht können. Einfach hinter dem kleinen Tempel dem Weg folgen.
Virupaksha Cave
Diese ist schon ein bisschen größer, so dass auch mehrere Menschen in dem Raum sitzen und meditieren können. Hier gibt es auch einen recht regen Betrieb und es sind immer Menschen die gerade meditieren in der Höhle anwesend. Fotographieren in der Höhle ist verboten und wir akzeptieren das natürlich. Rund um den Eingang ist aber alles ganz toll mit Blumentöpfen geschmückt, welche auch die ganze Zeit gegossen werden. Alles in allem ein sehr friedlicher Ort, der wirklich zur Ruhe und Meditation einlädt. Ich genieße aber das Sitzen vor der Höhle und das Beobachten der kommenden und gehenden Menschen dann doch mehr, als das in Meditationshaltung drinnen sitzen. Bis zur nächsten Höhle, der Skandashram, ist es dann auch nicht mehr weit. Sie sieht der Virupaksha Höhle aus meiner Sicht sehr ähnlich. Was hier aber wirklich besonders ist, ist der Ausblick auf den Arunacalesvara Tempel.
Erst aus dieser Perspektive wird klar, welche mächtigen Ausmaße dieser Tempel besitzt. Dieser Tempel wurde hier in der Einöde natürlich nicht einfach so gebaut, sondern ergänzt sozusagen das Hauptheiligtum. Den Berg Arunachala, welcher immer wieder als der heiligste Berg des hinduistischen  Indiens bezeichnet wird. Der Arunachala ist ein erloschener Vulkan, welcher durch diese Symbolik des Feuers geradezu als ideales Symbol Shivas gilt. Arunachala bedeutet auch Hügel des Lichts, da dieser Berg von dem Licht Shivas umgeben sein soll. Er wird von gläubigen Hindus entweder bei Vollmond umwandert oder auch ganz einfach barfuß erstiegen. Aber das ersteigen hebe ich mir für die morgigen frühen Morgenstunden auf. Denn wir merken schon jetzt, dass sich die Steine des Berges ganz ordentlich aufgeheizt haben. Von dieser oberen Höhle, den Namen haben wir uns leider nicht gemerkt und aufgeschrieben hamas natürlich auch wieder einmal nicht, wollen wir den Berg entlang, in Richtung Süden zum Shri Ramana Ashram absteigen. Ich gebs zu, die Strecke haben wir uns deutlich kürzer vorgestellt. Und auch wenn  deutlich erkennnbar ist, dass es da Bepflanzungsmaßnahmen entlang des Weges gibt, kann von einem schattigen Weg noch lange nicht gesprochen werden. Sogar die Steinkünstler entlang des Weges wirken schon ziemlich erschöpft und so ist es kein Wunder, dass wir dann sogar einen antreffen, der sich auch durch zahlreiche fotographierende Wanderer nicht von seinem Mittagsschläfchen abhalten lässt.
Auch wir kommen ziemlich geschlaucht am Ashram an und gehen nur schnell durch um auf der anderen Seite irgendwo etwas zu Essen zu bekommen. Jetzt wird mir hier bei der Nahrungssuche endgültig klar, dass wir wieder in so einer vegetarisch- veganen Stadt angekommen sind. Es gibt aber schon gar kein Fleisch hier. Hätte ich mir irgendwie nach den bisherigen Indienerlebnissen zwar denken können, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Wir finden trotzdem etwas zu Essen und die Kombination aus Essen und vielen kleinen Shops weckt dann auch die Lebensgeister wieder. Wir finden sogar Shantys Internetcafe und können hier wieder Kontakt mit der großen weiten Welt aufnehmen. Hier in der Seitenstraße finden wir dann auch gleich die German bakery mit wirklich leckeren Mehlspeisen und das Tasty Cafe, in dem wir bei unserem weiteren Aufenthalt hier die meisten Mahlzeiten einnehmen werden. Das Lokal wird hauptsächlich von Frauen geführt und hier werden wirklich den Gästen die Wünsche von den Lippen abgelesen. Wir sitzen am Abend noch lange hier, hören die leise Gitarrenmusik anderer Gäste, sehen ab und zu hochgestreckte Körperteile vom Yogaunterricht auf der Nachbarterasse und genießen ganz einfach die ruhige entspannte Atmosphäre. Hier kann man wirklich gut abhängen und wir sind eindeutig nicht die einzigen, denen das schon aufgefallen ist. Hab ich noch vergessen, hier gibts natürlich auch W-Lan und eine große Anschlagtafel, auf der von Meditationen, diversen unterschiedlichen Yogakursen bis zu monateweise angebotenen Zimmern alles zu finden ist. Sogar ein gebrauchtes Motorrad wird hier angeboten. Also ein guter Tipp für alle die hier einmal vorbeischaun wollen.
Aber auch heute gehen wir nach einem wirklich anstrengenden Tag früh schlafen. Morgen möchte ich ja in aller Früh auf den Arunachala aufsteigen um die morgendliche Kühle auszunutzen.

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